Sonntag, 8. Dezember 2013

Das Recoleta-Viertel und ein Besuch bei Evita Perón

Sonntag ist absoluter Totehosentag in Buenos Aires! Man merkt, dass die katholischen Portenos es ernst meinen mit ihrem Feiertag. Selbst das Fitness-Studio hat geschlossen - und das ist sogar in Idar-Oberstein sonntags geöffnet. Und das will was heißen. Ein Wunder, dass wenigstens das Internet funktioniert. closed/cerrado/geschlossen/fermé. Der einzige Laden, der hier und heute geöffnet hat, ist der Supermercado meines Vertrauens (siehe Bild) direkt gegenüber von meinem Hotel, mit den immer freundlich lächelnden Chinesen an der Registrierkasse. Die Supermärkte und Tante-Emma-Läden sind hier alle fest in der Hand fleißiger Asiaten.


Das machte meinen letzten Erkundungstrip in dieser Stadt allerdings auch recht erholsam, denn unter der Woche muss man hier permanent jede Menge Feinstaubpartikel, Diesel und Benzin schnüffeln. So etwas wie TÜV oder Abgasnormen scheint es hier gar nicht zu geben. Alles, was man irgendwie zum Fahren bringen kann, fährt auch herum. Egal ob mit 2 Rädern oder 3 - oder 2 Gummi- und 2 Holzreifen. Die Portenos sind sehr erfinderisch mit ihren Fortbewegungsmitteln.

Supermercado

Der Supermercado meines Vertrauens - sieht von außen schlimmer aus als von innen!

Geld wechseln

Wo wir grad beim Thema Freundlichkeit wären. In den meisten Reiseführern steht, man solle nicht im Hotel wechseln, weil man dort einen schlechteren Kurs bekommt. Für das Tribeca kann ich das absolut nicht bestätigen! Im Gegensatz zum Tausch am offiziellen Wechselschalter habe ich hier schon 2 x einen viel besseren Kurs bekommen und somit 7 Euro allein durch den Devisenhandel verdient. Wenn ich Lust hab, bleib ich hier und tausche einfach jeden Tag nur noch Euros um :-)

Prima Klima in Lima ...

... aber in Buenos Aires wird es so langsam wird es richtig warm. Die ersten Tage hier konnte man mittags noch gut durch die Stadt marschieren, aber seit heute ziehen Wolken auf und es wird unerträglich schwül. Man muss jetzt schon literweise Wasser in sich reinschütten, um hier senkrecht auf dem Kriegspfad zu bleiben. Offizieller Sommeranfang ist am 21. Dezember, der Januar ist der heißeste Monat im Jahr. Insofern bin ich nicht ganz unglücklich, morgen der Großstadt adios sagen zu dürfen und demnächst am Meer zu sein.


Die Uhrzeit ist derzeit 4 Stunden hinter der deutschen Zeit, in Montevideo sind es allerdings nur 3 Stunden. Jetzt fragt mich bloß nicht nach den verschiedenen Sommer- und Winterzeitumstellungen, ich hab keine Ahnung! Für sowas gibt es eine App, die zeigt mir immer, wie spät es überall ist :-)

Recoleta

Das Recolta-Viertel liegt westlich vom Hafen und ist eher in Hand der Schönen und Reichen. Die Abschnitte zwischen den einzelnen Vierteln hier sind wirklich krass. Nur einen Block weiter und man ist in einer völlig anderen Welt. Das Recolta-Viertel kämpft noch immer gegen die fiese Seuche Denguefieber. Offene Wasserstellen werden daher regelmäßig trockengelegt, damit sich die Mücken nicht mehr vermehren können. Kern des Recoleta-Viertels ist der Friedhof "Cemetario de la Recoleta", auf dem ich Evita Perón besucht habe sowie das Kunstmuseum "Museo Nacional de Bellas Artes". Der Eintritt ist hier mal wieder frei, wie in fast allen Museen. Auch gibt es rund um das Viertel einen kleinen bunten Markt wie an vielen anderen Stellen auch. Hier sollte man besonders gut seinen Geldbeutel und andere Wertgegenstände im Griff haben.

Cemetario de la Recoleta

Wer vom Père Lachaise in Paris schon beeindruckt ist, wird beim Besuch dieser Nekropole aus dem Staunen  nicht mehr rauskommen. Die Monumente, die die Portenos ihren Verstorbenen zu Ehren erbaut haben, sind sehr pompös und sollen augenscheinlich die Friedhöfe in Good old Europe toppen. Über 6400 Gräber und Mausoleen gibt es hier. Fehlt eigentlich nur noch eine zweite Cheops-Pyramide. Mithilfe eines netten Franco-Amerikanischen Ehepaars und der miserablen Karte in meinem Reiseführer haben wir dann tatsächlich gemeinsam das Grabmal von Evita Perón gefunden. So kreativ nach ihrem Mädchennamen "Duarte" zu suchen, wäre ich alleine sicher nicht gewesen und bestimmt unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Aber zusammen haben wir uns in dem Labyrinth aus Grabmälern durchgeschlagen.

Sie ruhen in Frieden. Eingang des Cemetario de la Recoleta.

Evita Perón

Evita Perón ist für die meisten Argentinier eine bedeutende Persönlichkeit, daher wird ihr Grabmal als eines von wenigen von den Portenos immer mit frischen Blumen geschmückt. Ich muss jetzt hier nicht die gesamte Lebensgeschichte von Eva Perón erzählen, wozu gibt es schließlich Wikipedia. Dennoch sollte man an dieser Stelle so viel wissen, dass sie von 1919 bis 1952 lebte und die zweite Frau des Präsidenten Juan Perón war. Wie viele Lichtgestalten der Politik war sie als Sozialistin eher eine Vertreterin der Arbeiterklasse, setzte sich für Frauenrechte ein und war bei den Reichen und Erfolgreichen verhasst.

Evitas Familiengrab aus schlichtem schwarzen Stein

Auszug aus ihrer bekannten Rede "Ich werde Millionen sein."


Grab von Julio Argentino Rocas, der von 1898 bis 1904 Präsident war.

Kakadu

Endlich hab ich mal einen dieser grünen Kakadus ablichten können. Normalerweise sind die kleinen Schreihälse recht scheu und hocken im Gegensatz zu den Tauben lieber hoch oben in den Bäumen. Ich hab ihm gesagt, dass der Kontrast grüner Papagei auf grünem Gras nicht besonders förderlich ist für den Fotografen, das hat ihn aber nicht weiter interessiert.

Museo Nacional de Bellas Artes

Das Kunstmuseum gegenüber des Parks umfasst über 12.000 Werke. Die Sammlung des Museo Nacional de Bellas Artes gilt als eine der besten in ganz Südamerika, hier gibt es Werke von Goya, Rubens, Rembrandt, El Greco, Rodin und vielen anderen bekannten Malern zu sehen.

Museo Nacional de Bellas Artes

Die erste Beerdigung

Ecce homo

Touri-Bus

Direkt vor dem Museum ist auch die Haltestelle von einem dieser Touri-Busse von www.buenosairesbus.com, in denen man Kopfhörer aufsetzen kann und dann neben minutenlangem Kaufhausgedudel etwas über die Sehenswürdigkeiten der Stadt erzählt bekommt. Die Fahrt kostet 150 Pesos (ca. 17 Euro). Ich hielt das für eine gute Idee, weil mir ja noch ein Viertel in der Sammlung fehlt, das grüne Belgrano-Viertel, was mir sicherlich auch noch am besten gefallen hätte. Der Zeitpunkt war eigentlich auch gut gewählt, denn sonntags herrscht hier plötzlich nur noch so viel Verkehr wie in London zur Rush Hour, man kommt also tatsächlich also mal ein paar Meter vorwärts. In der Realität geht es allerdings quälend langsam voran, weil der Bus ständig an diversen Haltestellen hält, um auf weitere Passagiere zu warten oder seinen Fahrplan einzuhalten. Zudem fuhr er auch noch erst mal in das Elendsviertel La Boca, wo ich ja gestern schon war. Wenigstens gab es noch ein paar Ecken zu sehen, in die ich gestern noch nicht vorgendrungen bin und das Härteste war tatsächlich ein richtiges Bett, das mitten auf dem Bürgersteig stand und in dem ein Hund schlief. Daneben viele total heruntergewirtschaftete Autos, die teilweise von ihren Besiztern als Wohnung benutzt werden. Leider ist das Fotografieren vom Bus aus denkbar schlecht, weswegen ich keine guten Fotos machen konnte und künftig lieber bei meinen Trips zu Fuß bleibe. Letzten Endes hatte ich dann irgendwann keinen Bock mehr und stieg aus, bevor der Bus mich noch durch Nacht und Nebel schaukelt und ich morgen um 16:00 meine Fähre verpasse.

Mission Touri-Schaukel ...

... und noch ein paar abgewrackte Hütten ...

... aus dem La Boca-Viertel

Und so geht's hier weiter

Heute Abend um 20:00 hab ich den Platz No. 14 in der beliebten und bekannten Tango-Bude Café Tortoni reserviert, über die ich ja bereits berichtete. Ich hoffe, ich bereue das nicht, denn was ich bisher vom Tango gesehen habe war SEHR langweilig und ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Aber was soll's, wenn man schon mal hier ist, muss man sich auch das mal antun. Morgen darf ich bis zum 12:00h in meinem Zimmer bleiben und werde die Zeit nutzen, um meine Koffer zu packen und noch ein bisschen zu arbeiten. Danach geht es dann mit dem Taxi zur Buquebus-Fähre, die mich um 16:00h nach Montevideo bringt. Darauf freue ich mich jetzt schon SEHR. Hasta luego!

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