Donnerstag, 5. Dezember 2013

Plaza de Mayo - Sightseeing in Buenos Aires

Heute ging es per Pedes in die unmittelbare Umgebung meiner Unterkunft und was lag da näher, als gleich mal mit der Plaza de Mayo anzufangen, dem Stadtkern von Buenos Aires und gleichzeitig Regierungssitz mit der Casa Rosada, wo einst auch Evita Peron und andere bedeutende Persönlichkeiten ihre Reden schwangen.


So erwirkte sie hier durch die zusammengerufene Volksmenge 1945 die Freilassung ihres Mannes aus dem Gefängnis. Heute wünschen sich einige Frauen, sie könnten ihre Männer mit einer Rede ins Gefängnis befördern. Auch protestieren noch immer jeden Donnerstag die Mütter der sogenannten "Desaparecidos", jener Männer, die während der grausamen Militärdiktatur Ende der 70er-Jahre spurlos verschwanden. Zumeist wurden die Regierungskritiker einfach über dem offenen Meer aus dem Flugzeug abgeworfen. Die Orientierung ist in der Stadt selbst zu Fuß super einfach, da man immer entweder den Fluss, die Casa Rosada oder den Obelisken im Blick hat. Es gibt zwar eine U-Bahn, bisher kam ich aber noch nicht in Verlegenheit, sie benutzen zu müssen. Bei dem schönen Wetter sieht man sich ja auch besser alles zu Fuß an. Die Casa Rosada wurde zwischen 1862 und 1885 errichtet und erhielt ihren Namen durch den skurrilen Anstrich: Ein Gemisch aus Kalk und Ochsenblut, damals wohl sehr beliebt bei Malern, lässt das Gebäude rot erscheinen. Auch der argentinische Fußballgott Diego Maradona hat von dem Balkon dieses Gebäudes schon zu seinen Anhängern gesprochen. Gleich nebenan befindet sich die Argentinische Zentralbank, die Banco de la Nación, die vor allem um die Jahrtausendwende mächtig Spielgeld drucken musste, um die argentinische Wirtschaft vor dem Kollaps zu bewahren. Inflation ist auch heute noch ein gravierendes Problem in Argentinien. Von daher ist es vorteilhaft, wenn man sein Gehalt in Euro oder Dollar bezieht. Oder beides. Einzige offizielle Währung ist allerdings der Argentinische Peso, wobei man in einigen Läden auch mit US-Dollar bezahlen kann. Manche verzichten hier ganz aufs bezahlen und nehmen sich einfach so, was sie wollen.



Cabildo de Buenos Aires

Ein sehr schönes Gebäude ebenfalls an der Plaza de Mayo. Von hier aus wurde die Stadt zwischen 1748 und 1821 regiert. Hierin befindet sich noch das Muso Histórico, das ich morgen oder an einem anderen Tag noch besichtigen will.


Café Tortoni

Das seit 1858 bestehende Café Tortoni ist wohl das bekannteste Tango-Café in Buenos Aires und ebenfalls in der Avenida de Mayo angesiedelt. Gleich nebenan ist die Tangoschule Academia Nacional de Tango zu finden, worum bekennende Linksfüßler wie ich einen großen Bogen machen sollten. Ich denke mal, wer es hier nicht lernt, lernt es nirgends, also erspar ich mir lieber diese Schande. Natürlich auch zum Wohle der potenziellen Tanzpartnerin. Nichtsdestotrotz habe ich somit bereits ein schönes Ziel für meinen letzten Abend am Sonntag: Um 20:00h gibt es hier eine Tango-Show, die ich mir natürlich nicht entgehen lassen werde, wenn ich schon mal hier bin. Da kann man mal richtigen Profis bei der Arbeit zusehen.






Puerto Madero

Weiter geht es im Takt, wer wird denn schon Müdigkeit vorschützen? Der alte Hafen, Puerto Madero, ist wirklich eine Augenweide, auch (oder gerade weil) er für die großen Containerschiffe mittlerweile zu eng geraten ist. Während dieser Abschnitt in vielen anderen Ländern und bei den Aristo Cats eher heruntergekommen ist, findet sich in Buenos Aires stattdessen eine durchgestylte moderne Flaniermeile entlang des Hafens mit einer Parilla nach der anderen, wo man die traditionelle argentinische Küche oder andere Speisen genießen kann. Der Hafen wurde in den 90er-Jahren neu gestaltet, manchen Portenos (Argentiniern) ist er allerdings etwas zu mondän geraten. Vielleicht sind diesen aber schon alle Stadtviertel zu "mondän", in denen man sich ohne kugelsichere Weste und Pfefferspray gefahrlos von A nach B bewegen kann. Sehenswert ist hier noch die bekannte Puente de la Mujer des Spanischen Architekten Santiago Calatrava.




Komischer Vogel

Auf dem Weg sah ich diesen komischen adlerartigen Geiervogel, der weder seinen Ornithologenausweis dabei hatte noch sonst irgendwie dazu bereit war, mir seine Identität preiszugeben.


Buquebus

Und schon war ich an meinem eigentlichen Ziel angelangt, der Fährstation Buquebus. Von hier aus werde ich am Montag um 7:30h nach Montevideo aufbrechen. Jaaaaaa, ich weiß Leute, nicht gerade meine Zeit. Ich werde mir halt mal wieder den Wecker stellen und Gas geben. Das Problem ist, dass die blöde Fähre nur zweimal am Tag fährt, einmal um 7:30h und einmal um 16:00h, und Letzteres ist mir definitiv zu spät. Mit dem Flugzeug will ich auch nicht, weil ich einfach das Erlebnis mit oder ohne Kotztüte voll genießen will, den Rio de la Plata per Boot nach Uruguay zu überqueren.  Die Fahrt kostet ca. 600 Pesos (= ca. 70 Euro).

La Corbeta Uruguay

Außerdem gibt es hier am Hafen noch das wunderschöne alte Holzschiff La Corbeta Urugay zu sehen, das mittlerweile zum Museum umgebaut wurde. Für 2 Pesos (!) Eintritt darf man hier mal den Kapitän spielen und sich alles ansehen. Anfang des letzten Jahrhunderts diente es zunächst als Militärschulschiff, erreichte aber dann seinen Ruhm, als man damit verlorengegangene Polarforscher aus dem Südpol wieder aufgabelte. Diese hatten sich dort irgendwo zwischen den Eisschollen verlaufen/verfahren und hatten irgendwann genug von ihrer strikten Pinguin-Diät, sodass die Corbeta ausrücken musste, um die Verschollenen wieder ins warme Buenos Aires zu bringen. Augenscheinlich sind die Portenos noch heute äußerst stolz auf diese Heldentat ihrer Landsmänner.





Bigmac-Index

Für alle, die sich ebenfalls mit dem Gedanken beschäftigen Deutschland für immer adios zu sagen, habe ich heute mal den obligatorischen Bigmac-Check bzw. Burger-King-Check gemacht: Ein großes Doppelwhopper-Menu kostet hier in bester Lage umgerechnet 7 Euro und ist damit etwa um ein Drittel günstiger als bei uns, wobei hier nicht extra Cheese und Bacon dazugenommen werden kann. Dafür muss man bei der Bestellung seinen Namen sagen und darf dann zusehen, wie der eigene Whopper zubereitet wird, bevor man ihn in Empfang nehmen darf :-) Ein Blick auf den Bigmac-Index bestätigt den Verdacht: Lebensmittel sind hier doch deutlich günstiger als in Deutschland. Ein Sandwich von Subway schlägt mit ca.  20 Pesos (2,35 Euro) zu Buche. Wer aber richtig gut essen gehen will, bekommt hier für sein Geld entsprechend mehr.

Demonstrationen & Kriminalität

Demonstrationen sind hier eigentlich ständig irgendwo, wie überall, wo die Schere zwischen arm und reich immer stärker auseinanderklafft. Und wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort ist, kann man eben schon mal einen Stein an den Kopf kriegen. Gestern waren es die Polizisten, die in Cordoba streikten und dadurch eine massive Plünderungswelle augelöst hatten, die auch 2 Tote zur Folge hatte. Die Bewohner trugen ganze Schweinehälften, Weißbrot und Haushaltspapier aus dem Supermarkt. Heute waren es nur friedliche Studenten oder Schüler, die für bessere Bildungsbedingungen auf die Straße gingen. Ruckzuck wird irgendwo geschottert und dann geht es rund, deswegen kann es hier auch passieren, dass zwischendrin einfach mal ein Stück vom Bürgersteig fehlt. Kriminalität scheint vor allem in meinem Viertel hier ein Problem zu sein, denn die Balkone sind durchweg komplett vergittert und mein Taxifahrer riet mir, während der Fahrt den Knopf runterzudrücken, sonst kann der Rucksack schon mal weg sein. Ansonsten bin ich mittlerweile sowieso weniger naiv, nachdem mir in Barcelona alles geklaut wurde, was man so zum Leben im Ausland braucht und nehme nur noch das Nötigste an Bargeld mit. Ausweise und (Kredit)karten bleiben schön im Safe.


So, jetzt bin ich wieder im Hotel und muss mal auch noch ein bisschen was arbeiten. Man ist ja nicht nur zum Vergnügen auf der Welt! Hasta luego!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen